Nachhaltigkeit ist längst mehr als ein Trend. Immer mehr Unternehmen wollen oder müssen zeigen, wie verantwortungsvoll sie wirtschaften. Doch gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stellt sich die Frage, wie sich Nachhaltigkeit sinnvoll strukturieren und nachvollziehbar berichten lässt, ohne dafür ein umfangreiches ESG-Management aufzubauen, und welche Mehrwerte Nachhaltigkeitsberichterstattung auch ohne gesetzliche Pflicht bringen kann. Genau hier setzt der VSME-Standard an.
Was ist der VSME-Standard?
Der Voluntary Standard for Sustainability Management and Evaluation (VSME) ist ein freiwilliger Standard für die Bewertung und Berichterstattung im Bereich Nachhaltigkeit. Im Vergleich zu anderen ESG-Standards, ist er deutlich einfacher aufgebaut und benötigt weniger Ressourcen. Zudem bietet er eine einfache Orientierung und ist damit speziell auf die Bedürfnisse von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zugeschnitten. Dieser Standard wurde im Auftrag der EU-Kommission von der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) erarbeitet. Die EFRAG ist eine unabhängige europäische Organisation, die die EU-Kommission in Fragen der Finanz- und Nachhaltigkeitsberichterstattung berät.
Das primäre Ziel des Standards ist es, KMU den Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu vereinfachen und dabei die Belastung durch zu komplexe oder übermäßige Berichtsanforderungen zu vermeiden.
Wie ist der VSME-Standard aufgebaut?
Der VSME orientiert sich an den gängigen internationalen Rahmenwerken, wie den UN-Nachhaltigkeitszielen (SDGs) und der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD).
Gleichzeitig bleibt er bewusst einfach und modular aufgebaut. Eine übersichtliche aufgebaute Excel-Datei leitet durch den Prozess der Datenerfassung und kann, über einen Konverter der EFRAG in einen finalen XBRL-Bericht umgewandelt werden. Der VSME-Standard umfasst dabei folgende Punkte:
Damit bietet der VSME einen praxisnahen Rahmen, der mit dem Unternehmen wachsen kann. Dabei bewerten Unternehmen ihren Nachhaltigkeitsstand eigenständig anhand klar definierter Kriterien.
Basismodule (B1-B11)
- B1: Grundlagen für die Erstellung
- B2: Praktiken, Konzepte und zukünftige Initiativen für den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft
- B3: Energie und Treibhausgasemissionen
- B4: Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung
- B5: Biodiversität/ Biologische Vielfalt
- B6: Wasser
- B7: Ressourcennutzung, Kreislaufwirtschaft und Abfallmanagement
- B8: Arbeitskräfte – Allgemeine Merkmale
- B9: Arbeitskräfte – Gesundheit und Sicherheit
- B10: Arbeitskräfte: Entlohnung, Tarifverträge, Schulungen
- B11: Verurteilungen und Geldstrafen für Korruption und Geldwäsche
Dies sind die Grundbausteine des VSME, sie umfassen Basisinformationen zum Unternehmen und zu zentralen Nachhaltigkeitsthemen. Sie bieten einen Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung und legen die Mindestanforderungen fest.
Zusatzmodule (C1-C9)
- C1: Strategie: Geschäftsmodell und nachhaltigkeitsbezogene Initiativen
- C2: Beschreibung von Praktiken, Konzepten und zukünftigen Initiativen für den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft
- C3: Ziele zur Reduzierung von Treibhausgasen und klimabedingter Wandel
- C4: Klimarisiken
- C5: Zusätzliche Merkmale der Arbeitskräfte
- C6: Zusätzliche Informationen zu den eigenen Arbeitskräften – Konzepte und Verfahren zur Einhaltung der Menschenrechte
- C7: Schwere negative Menschenrechtsvorfälle
- C8: Umsatzerlöse aus bestimmten Sektoren und Ausschluss von EU-Referenzwerten
- C9: Verhältnis der Geschlechtervielfalt im Leitungs- und/oder Aufsichtsgremium
Diese Module umfassen zusätzlich zu den Basiskomponenten vertiefende Angaben zu Umwelt, Sozialem oder Unternehmensführung — je nachdem, ob das Unternehmen in dem entsprechenden Themenfeld etwas zu berichten hat. Die Zusatzmodule befassen sich mit verschiedenen Nachhaltigkeitsdaten. Dazu gehören unter anderem CO₂-Emissionswerte, Quoten zur EU-Taxonomie-Konformität sowie Verbrauchsdaten wie Wasser- und Stromnutzung. Solche Informationen werden häufig von Banken, Investoren oder anderen Geschäftskunden angefordert, um Nachhaltigkeitsrisiken fundiert bewerten zu können.
Warum lohnt sich die Anwendung für KMU?
Die Anwendung des VSME-Standards bringt für kleine und mittlere Unternehmen gleich mehrere Vorteile mit sich. Zum einen schafft der Standard eine klare Struktur und hilft dabei, die eigenen Nachhaltigkeitsthemen übersichtlich zu ordnen. Gleichzeitig sorgt die transparente Darstellung der Ergebnisse für mehr Glaubwürdigkeit — sowohl gegenüber Kundinnen und Kunden als auch gegenüber Geschäftspartnern und Mitarbeitenden.
Zudem sind Unternehmen, die sich früh mit strukturiertem Nachhaltigkeitsmanagement beschäftigen, deutlich besser auf kommende gesetzliche Anforderungen vorbereitet.
Darüber hinaus kann der VSME-Standard auch zu einem echten Wettbewerbsvorteil werden, da Nachhaltigkeitskriterien in Ausschreibungen, Kooperationen oder Lieferketten eine immer wichtigere Rolle spielen.
Fazit
Durch seinen modularen Aufbau ermöglicht der VSME einen schrittweisen Einstieg, der die Komplexität reduziert und spezifisch auf die Ressourcen von KMU zugeschnitten ist. Die Berichterstattung fördert die transparente Kommunikation gegenüber externen Stakeholdern wie Banken, Kund:innen und Geschäftspartner:innen. Darüber hinaus versetzt der VSME-Standard Unternehmen in die Lage, sich effizienter auf potenzielle zukünftige gesetzliche Anforderungen im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung vorzubereiten.
Der VSME stellt also ein zweckmäßiges Instrument dar, welches KMU die Möglichkeit gibt, ihre Nachhaltigkeitspraxis nachvollziehbar zu dokumentieren und zu bewerten.