Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) stellt eine bedeutende Neuerung in der europäischen Gesetzgebung dar, die Unternehmen dazu verpflichtet, umfassende Informationen über ihre Nachhaltigkeitspraktiken und -ergebnisse offenzulegen. Besonders Finanzinstitute stehen vor neuen Herausforderungen und gleichzeitig großen Chancen, da sie durch Kreditvergabe und Geldanlage eine Schlüsselrolle bei der Finanzierung und Förderung nachhaltiger Geschäftspraktiken einnehmen.
Was ist die CSRD?
Die CSRD ist eine Weiterentwicklung der Non-Financial Reporting Directive (NFRD) und richtet sich an große Unternehmen, genauso an börsennotierte Gesellschaften und KMU, sowie an Finanzinstitute wie Banken und Versicherungen. Diese Richtlinie erweitert den Bereich der nicht-finanziellen Berichterstattung (Nachhaltigkeitsberichterstattung) und zielt darauf ab, die Durchsichtigkeit und Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsberichte zu erhöhen. „Mit der CSRD wird aus der freiwilligen Berichterstattung eine verpflichtende Messbarkeit – ein großer Schritt für die Transparenz im Finanzsektor.”, so Hannes Brügmann, Senior Sustainability Consultant bei der AWADO Gruppe. „Die CSRD führt in diesem Zuge umfassendere und detailliertere Offenlegungspflichten ein. Das umfasst Informationen zu ökologischen, sozialen und Governance-bezogenen (ESG) Aspekten.“
Warum ist die CSRD für Finanzinstitute wichtig?
Für Finanzinstitute ist die CSRD besonders relevant, da sie durch ihre Rolle bei der Kapitalvergabe und Finanzierung nachhaltiger Projekte einen erheblichen Einfluss auf die Förderung nachhaltiger Geschäftspraktiken haben. Die ausgeweiteten Berichtspflichten gewährleisten, dass Investor:innen, Kund:innen und andere Stakeholder:innen zuverlässige und relevante Informationen über die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen erhalten. Dies unterstützt informierte Entscheidungen und fördert nachhaltige Investitionen.
Zielsetzungen der CSRD in Kürze:
- Verbesserte Transparenz und Vergleichbarkeit: Die standardisierten Berichtsanforderungen erleichtern den Zugang zu Nachhaltigkeitsinformationen, insbesondere für Investor:innen und Stakeholder.
- Förderung nachhaltiger Investitionen: Fundierte Entscheidungen auf Basis verlässlicher Daten ermöglichen nachhaltige Investitionen und unterstützen nachhaltige Geschäftspraktiken.
- Stärkung der Unternehmensverantwortung: Unternehmen werden in die Pflicht genommen, aktiv nachhaltige Werte zu schaffen und Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft zu übernehmen.
Herausforderungen durch die CSRD
„Viele Finanzinstitute sehen sich unvermittelt mit der Berichtspflicht konfrontiert, was Unsicherheiten mit sich bringt, da die CSRD noch nicht vollständig in nationales Recht umgesetzt ist. Besonders kleinere Institute stehen vor der Herausforderung, dass sie oft nicht über ausreichende Ressourcen und das nötige Fachwissen im Haus verfügen, um die neuen Anforderungen anzugehen. Häufig kennen Institute auch nicht den Umfang, inwieweit sie berichtspflichtig sind und welche Aspekte des umfangreichen CSRD-Gesetzeskatalogs für sie überhaupt relevant sind.
Weiterhin ist es für Finanzinstitute oft eine komplexe Aufgabe, die unterschiedlichen regulatorischen Anforderungen, wie die der Taxonomie-Verordnung oder die ESG-Anforderungen nach MaRisk, in den Kontext der CSRD zu setzen,“ beschreibt Brügmann einige der vielfältigen Herausforderungen. Nicht zu vergessen, dass auch Institute, die bisher nicht berichtspflichtig waren, nun entsprechende Maßnahmen ergreifen müssen, um den CSRD-Anforderungen gerecht zu werden.
Proaktive Schritte für Finanzinstitute
Um den Anforderungen der CSRD zu entsprechen, sollten Finanzinstitute proaktiv handeln und geeignete Maßnahmen ergreifen. Dabei müssen sie sich nicht von den Gesetzestexten und der Masse an Informationen abschrecken lassen. Denn Professional Services schaffen unkomplizierte Abhilfe: „Die Reduzierung von Komplexität ist entscheidend. Nicht alle Bestandteile der CSRD müssen für ein Finanzinstitut relevant sein. Hier den Durchblick zu bewahren, kann einen enormen Mehrwert im Unternehmen bedeuten.“ Aufgrund des Umfangs der neuen Richtlinie ist es sinnvoll, externe Berater:innen hinzuzuziehen, die über die richtige Expertise verfügen.
Weitere Empfehlungen können sein:
- Daten sammeln und analysieren (lassen): Eine solide Datenbasis ist die notwendige Grundlage. Dies umfasst die Erfassung von Daten zu Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Emissionen sowie anderen relevanten Nachhaltigkeitsindikatoren. Hier kann Fachexpertise unterstützen, wo es innerhalb des Instituts an Möglichkeiten zur Durchführung fehlt.
- Tools und Technologien nutzen: Der Einsatz von digitalen Tools kann dabei helfen, die Komplexität der Berichterstattung zu reduzieren und die Effizienz zu steigern.
- Transformation zu einem nachhaltigen Kreditinstitut: Die Regulatorik bietet die Chance, sich zu einem nachhaltigen Kreditinstitut zu transformieren.
- Zukunftsorientierte Planung: Finanzinstitute sollten nicht nur die aktuellen Anforderungen erfüllen, sondern auch zukünftige Entwicklungen und mögliche Erweiterungen der Richtlinien im Blick behalten, um langfristig vorbereitet zu sein.
- ESG-Risikoinventur: Anstatt einzelne Kreditnehmende zu betrachten, können Lösungen auf Branchenebene entwickelt werden, um zu verstehen, was mit dem Geld in bestimmten Sektoren wie Immobilienfinanzierungen oder der Energiewirtschaft passiert. Dies reduziert die Komplexität und ermöglicht es, den Fokus auf die wesentlichen Aspekte zu legen.
Die Chancen frühzeitig nutzen
Die CSRD stellt eine bedeutende Veränderung in der nicht-finanziellen Berichterstattung dar und bietet gleichzeitig die Chance, Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil des Geschäftsmodells zu etablieren. Hannes Brügmann stellt heraus: „Die CSRD ist keine regulatorische Bremse, sondern ein Katalysator für positive Veränderungen im Finanzsektor.“ Nachhaltige Geschäftspraktiken bringen nicht nur ökologische und soziale Vorteile mit sich, sondern können auch wirtschaftlich von großem Nutzen sein. Mehr dazu erfahren Sie im Artikel Die CSRD für Unternehmen: Nachhaltigkeit als Geschäftsfaktor.
Finanzinstitute müssen die Herausforderung der CSRD annehmen und proaktiv Maßnahmen ergreifen, um die neuen Anforderungen zu erfüllen. Mit der richtigen Unterstützung und den passenden Tools können sie nicht nur die Compliance sicherstellen, sondern auch nachhaltige Werte für sich, ihre Kund:innen und Stakeholder:innen schaffen.